Baugeschichte

Der traufständig zur Straße stehende Fachwerkbau wurde um 1733/34 über dem älteren Gewölbekeller eines Vorgängerbaus errichtet. Das Erbauungsdatum konnte anhand von drei übereinstimmenden Holzproben durch eine dendrochronologische Untersuchung bestimmt werden.

Um 1841 (d) wurde der Dachstuhl unter Wiederverwendung der alten Dachkonstruktion mit einem Kniestock erhöht. Dadurch bekam der Bau seine heutige, gedrungen wirkende Proportion, was dessen ursprüngliches Erscheinungsbild stark verunklärt. Das frühere Dach muss man sich bei deutlich niedrigerer Traufe wesentlich steiler vorstellen. Da weder Anzeichen von Brandspuren noch Anzeichen auf Bauschäden feststellbar sind, diente die Dachaufstockung wohl ausschließlich der Schaffung zusätzlicher Lager- und Speicherflächen. Die Fenster wurden zu diesem Zeitpunkt vergrößert und das ursprüngliche Sichtfachwerk verputzt bzw. verschiefert.

Im späten 19. Jahrhundert wurde der Bau nach Norden um einen zweistöckigen Anbau erweitert, wobei mit dieser Maßnahme keine größeren Substanzverluste einhergingen. Im Inneren wurden einige Renovierungsmaßnahmen durchgeführt, die mit Ausnahme des Ausbaus einer Bundwand im östlichen Hausdrittel keine größeren baulichen Änderungen mit sich brachten. Die Renovierung be- schränkte sich hauptsächlich auf die Erneuerung von Türblättern, Bekleidungen und Bodenbelägen (Zementfliesen in der Diele).

Auch in der Nachkriegszeit blieb der Bau von umfangreicheren Modernisierungsmaßnahmen verschont, sodass der historische Charakter auch hier in weiten Teilen erhalten blieb. Neben dem Einbau von Sanitärräumen wurde in dieser Zeit vermutlich auch das große Tor zum Keller eingebrochen. Die Haustür wurde durch eine unpassende Aluminiumtür ersetzt. Die letzte Renovierung beinhaltete den Austausch der Fenster entlang der Straßenfassade durch neue, die Ansicht stark störende Kunststofffenster. Darüber hinaus beschränkten sich die anderen Maßnahmen auf die Einbringung reversibler Einbauten.

Baubeschreibung

Die Binnenstruktur zeigt einen dreizonigen, annähernd quadratischen Grundriss mit der Stubenzone und Feuerstelle in der breiteren, nach Westen orientierten Hausachse. Der großzügige, sich über die gesamte Haustiefe erstreckende Flur nimmt an seinem rückseitigen Ende die zweiläufige Treppe auf. Die schmalere östliche Hausachse beinhaltet einige Kammern und im Obergeschoss zusätzlich einen kleinen Stichflur mit Zugang zum ehemaligen Abort. Neben der ehemaligen Herdstelle kam bei den Sanierungsarbeiten ein sowohl vom Innenraum als auch vom Hof aus zugänglicher Ziehbrunnen zum Vorschein, was neben dem Komfort einer Abortanlage auf einen beträchtlichen Wohlstand des Erbauers schließen lässt.

Wegen der Einbeziehung des bestehenden Gewölbekellers eines Vorgängerbaus unter der westlichen Hausachse baut sich das Haus über einem hohen Sockel auf, was dessen repräsentativen Eindruck nochmals verstärkt. Der etwa 4,20 x 5,25 Meter große Gewölbekeller nimmt nicht die gesamte Haustiefe ein und wurde als Rest eines Vorgängerbaus in das heutige Gebäude integriert. Nach Osten schließt der neuere, flach gedeckte Keller an. Dessen Sohle liegt bündig mit dem äußeren Geländeniveau.

Die östliche Bundwand ragt über die Außenwand des Gewölbekellers hinaus, sodass diese in Form eines Kragarms auf das bestehende Kellergewölbe aufgelegt und dessen Last durch Pfosten in dem neu angefügten Kellerraum abgefangen wurde. Diese Konstruktion führte zu einem Absacken der östlichen Bundwand, während die westliche (auf der Außenwand des Gewölbekellers stehende) in ihrer alten Höhenlage verblieb. Durch diesen Umstand sind die erheblichen Verformungen innerhalb des nur sehr kurzen Abschnittes im Bereich der Diele zu erklären. Die Holzbalkendecke der östlichen Hauszone liegt nicht auf der Außenwand des Giebels, sondern auf einem von vier Pfosten getragenen Streichbalken auf.

Das Konstruktionsgefüge wurde durchweg mit Eichenhölzern abgebunden. Die in der Regel scharfkantigen und darüber hinaus auch in üppigen Querschnitten dimensionierten Eichenhölzer lassen auch darauf schließen, dass es sich bei dem Erbauer um einen sehr wohlhabenden Bauherren handeln musste. Die Verwendung von Eichenholz ist auch unter Betrachtung des späten Erbauungsjahres sehr bemerkenswert, da in diesem Zeitraum im Gebiet von Einrich und Untertaunus in der Regel nur noch Nadelhölzer verbaut wurden. Selbst bei der späteren Dachaufstockung wurden teilweise noch Eichenhölzer eingebaut, so etwa bei der Erneuerung des westlichen Stuhlgebindes. Die Sparren des alten Dachstuhles wurden dabei wieder verwendet.